Das Piqué

Auf der Suche nach schon existierenden Beschreibungen eines PIQUÉS oder TAYAUTS in deutscher Sprache, ist uns aufgefallen, dass es sehr unterschiedliche Ansichten gibt, was genau die Zunge bei diesen beiden Stilelementen macht bzw. ob oder wann der Ton bzw. Luftstrom (nicht die Luftsäule!!!) unterbrochen wird, etc. Kein Wunder also, dass man da verwirrt ist!

Genau so wichtig wie eine gute Atmung, Luftsäule und die Kompression durch die verschiedenen Bereiche der Muskulatur, ist die Zahnstellung – genauer gesagt, der Abstand der oberen und unteren Schneidezähne voneinander. Dies ist deshalb so wichtig, weil man genügend Platz für den Luftstrom (sowohl beim Einatmen wie auch beim Blasen selbst, für einen ‚großen‘ Ton) und die Arbeit der Zunge braucht, der für die Ausführung der unterschiedlichen Techniken nur wenig Platz bleibt, um an der ‚richtigen‘ Stelle zu landen. Der Abstand der oberen und unteren Zähne sollte mindestens den Abstand seines eigenen kleinen Fingers betragen.

Bevor man ein PIQUÉ bläst, braucht man natürlich die Basis:

1    Die Trompe bzw. das Mundstück an die Lippen setzen und die Zähne weit genug öffnen!

2    Entspannt sein und dann sehr gut Luft holen! (Bei der Atmung sollte möglichst viel Luft aufgenommen werden -siehe Blog ATMUNG Teil II – und der anschließende Druck durch das Anspannen der entsprechenden Muskulatur – siehe Blog ATMUNG Teil I – möglichst maximal sein.

Die Luftsäule gut komprimieren – die Luft befindet sich bis vor dem Mundstück (rund um die Zunge, die sich für das erste PIQUÉ zwischen den Lippen befindet)!

Beginnt man nun sein Blasen mit einem PIQUÉ, so liegt die Zunge schon direkt zwischen den Lippen. Dabei schnellt die zwischen beiden Lippen im Mundstück befindliche spitze Zunge von vorne gerade zurück. Durch das Zurückziehen der Zunge entsteht eine Vibration der Lippen miteinander und erzeugt so das PIQUÉ.

Wird das PIQUÉ auf einen bereits geblasenen Ton ‚gesetzt‘, schnellt die Zunge gerade in die Mitte zwischen beide Lippen, unterbricht kurz den Ton und schnellt wieder gerade zurück. In dem Moment, wo die Zunge die Lippen wieder verlässt, entsteht das PIQUÉ durch die erneut einsetzende VIBRATION der Lippen. Solange kein neues PIQUÉ erzeugt wird, geht der Ton einfach weiter.

Nun gibt es noch verschiedene Artikulationen des PIQUÉS. Es gibt harte, weiche oder mittelharte bzw. mittelweiche PIQUÉS. Der Unterschied zwischen diesen PIQUÉS ist die Form der Spitze der Zunge. Je breiter die Zungenspitze auf den Zwischenraum der Lippen trifft, um so weicher ist das PIQUÉ, je spitzer sie ist, um so härter ist das PIQUÉ.

Dies ist vergleichbar, wenn man unterschiedliche Buchstaben ausspricht:

Te  =  hart

De  =  weich

Dü  =  sehr weich

(weitere Variationen sind möglich…)

Diese ‚Aussprache‘ kann man bei seinen PIQUÉS direkt übernehmen.  Die verschiedenen Konsonanten werden mit der Zungenspitze geformt – also die Zunge wird unterschiedlich geformt von spitz bis breit. Praktisch bedeutet das: man stellt sich den Klang des Buchstabens vor und bläst ihn dann. Wenn man den Buchstaben ‚T‘ oder ‚D‘ spricht, werden sie im Mund nicht an den Lippen erzeugt, sondern am Gaumen. Da das PIQUÉ aber im Idealfall vorne an den Lippen erzeugt wird, kann man sich den Buchstaben bzw. den Klang des Buchstabens vorstellen und dann mit der Zunge zwischen den Lippen durch die unterschiedliche Breite der Zungenspitze ‚artikulieren‘. Falls man es umsetzen kann, dann reicht es auch, sich auf die Zungenspitze zu konzentrieren.

Sollten die Zähne zu weit geschlossen sein oder die Zunge trifft nicht die richtige Stelle, birgt es die Gefahr, dass aus dem PIQUÉ ein halbes – manchmal auch ein ganzes – TAYAUT wird. Durch den Aufprall der Zunge wird beim korrekten PIQUÉ der Ton bzw. Luftstrom kurz unterbrochen. Wenn nun aber die Zunge zu leicht auftrifft und der Luftstrom weiterfliesst, entsteht ein TAYAUT oder eine Mischung aus PIQUÉ und TAYAUT. Um diese Problematik zu umgehen kann man das PIQUÉ  auch erzeugen, indem man die Zunge am Gaumen auftreffen lässt. Auch durch das korrekte Auftreffen auf die Oberlippe würde ein PIQUÉ  möglich sein, vorausgesetzt, der Ton und damit der Luftstrom wird präzise sehr kurz unterbrochen und geht nach dem Zurückziehen sofort weiter.

Bei sehr schnellen PIQUÉS gibt es auch auf der Trompe die Technik Doppelzunge, die nur von sehr wenigen Trompebläsern beherrscht wird. Die Zunge schlägt dann i. d. R. im Wechsel einmal mit der Zungenspitze gerade direkt zwischen die Lippen und einmal mit dem Zungenrücken gegen den Gaumen oder im Wechsel an unterschiedlichen Stellen des Gaumens.  Dies ist allerdings kein typisches Stilelement der Trompe, sondern kommt bei sehr speziellen Stücken zum Einsatz, wie z. Bsp. das Stück ‚Le Templiers‘.

Nutzt man immer dieselbe PIQUÉ-Technik, wirkt das Stück schnell langweilig. Je mehr PIQUÉ-Varianten man in einem Stück nutzt, um so interessanter wird dieses. So, als wenn eine spannende Geschichte erzählt wird.

Es gibt einige mögliche Fehlerquellen sowohl beim PIQUÉ als auch beim TAYAUT, die denselben Ursprung haben. Wer etwas mehr in die Tiefe gehen möchte, für den sind die folgenden Zeilen bestimmt interessant:

Die oberen und unteren Schneidezähne ‚enden‘ kurz vor dem inneren Rand des Mundstückes, gerade so weit, dass man das Mundstück nicht an den Zähnen vorbei in den Mund schieben kann. Zwischen Zähnen und Mundstück befinden sich die Lippen, die nur soweit geschlossen sind, dass sie ‚locker‘ miteinander vibrieren können.

Der Abstand der Schneidezähne zueinander wird unter anderem deshalb nicht eingehalten, weil z. Bsp. die Größe des Mundstückes zu groß oder zu klein gewählt wurde. Manchmal versucht der Bläser auch durch einen zu kleinen Abstand seiner Zähne zueinander seine ‚Kraftlosigkeit‘ zu kompensieren, weil seine Muskulatur rund um den Mund und insbesondere die der Lippen dem starken Luftstrom, den man (endlich nach langem Üben) erzeugt, nicht standhalten kann. Das kann dann durch ein zu groß gewähltes Mundstück noch verstärkt werden.

Übung für die Mundpartie:

Man nehme einen Teelöffel.

Dann presst man die Zähne leicht aufeinander und nimmt nun  den Teelöffel mit dem Griff zwischen die Lippen bei noch immer zusammengepressten Zähnen und bewegt nur mit den Lippen den Löffel rauf und runter. Nicht mogeln und das Ende des Teelöffels zwischen die Zähne nehmen! Sonst gibt es keinen Übungseffekt 😉

Video-Animation: bitte auf folgenden youtube-link klicken: https://youtu.be/7_yhc09i81w

Zu Beginn kann der Löffel aus leichtem Material sein – mit mehr Übung darf dann das Material immer schwerer werden. Wenn man richtig trainiert ist, schafft man diese Übung auch mit dem dünnen Teil seines Mundstückes. Diese Übung so lange durchführen bis die Lippen und Muskeln um den Mund deutlich müde werden 🙂

An dieser Stelle sei unbedingt erwähnt, das sich die Techniken von Forte zu Radoux – also lautes Blasen zu leisem Blasen – durchaus unterscheiden. Beim Radoux kann der Ansatz an das Mundstück extrem ,verschoben‘ sein, so dass man den Abstand der Schneidezähne extrem verengt. Beim Radoux sollte zwar der Druck der Luftsäule  ebenfalls maximal sein, allerdings wird sehr viel weniger Luft den Mund passieren, da die Luft beim Radouxblasen stärker als im Forte von den Muskeln (im Hals) zurückgehalten wird. Deshalb kann man dort mit einer verengten Zahnstellung durchaus den Ton zusätzlich komprimieren.

Versucht man dies im Forte zu übernehmen, hört sich der Ton sehr klein und eng an. Die Folge ist dann oft, dass der Bläser weniger Luft nimmt oder weniger Druck macht – manchmal macht er auch beides!

Übung für den richtigen Abstand der Zähne:

Um sich daran zu gewöhnen, die Zähne weit genug geöffnet zu lassen, kann man einen Weinkorken in drei gleichgroße Teile schneiden (bitte nicht längs!!) und nimmt nun zwei davon und steckt sie sich je auf die linke und rechte Seite zwischen die Backenzähne. Die Stücke wirken erst etwas dick, aber durch das Zusammenbeißen werden die Korkenteile etwas zusammengedrückt, so dass die Höhe dann wieder stimmt. Kommt man damit gar nicht zurecht , versucht man es langsamer aufzubauen und schneidet den Korken zu Beginn in 4 gleichgroße Teile. So kann man eine kurze Zeit beim Blasen einiger Töne dieses Hilfsmittel nutzen. Wenn man den richtigen Abstand (siehe im Text oben) gefühlt hat, nimmt man die Korken heraus und versucht es ohne Hilfsmittel. Bitte nicht permanent mit den Korken blasen, sonst gewöhnt man sich an das Zusammenbeißen und würde so das Gegenteil bewirken.

Die Korken kann man immer wieder mal zur Korrektur einsetzen, denn man kehrt ja gerne zu seinen alten Gewohnheiten zurück.